Als der melancholische Bauarbeiter Dan sich von seiner Frau und seiner Tochter entfernt, entdeckt er in der Aufführung von Romeo und Julia in einem örtlichen Theater Gemeinschaft und Sinn. Als das Drama auf der Bühne beginnt, sein eigenes Leben zu spiegeln, sind er und seine Familie gezwungen, einen persönlichen Verlust zu verarbeiten.
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«Das Regiepaar Kelly O’Sullivan und Alex Thompson, auch im «normalen» Leben verbunden, erzählt eine Geschichte von Trauer und Bewältigung, Gemeinsinn und Magie des Theaters. Das sieht man dem Film an, der in Chicago spielt. Das Kupferer-Mallen-Trio bildet tatsächlich eine Familie, und das Ensemble kennt sich von der Chicagoer Theaterszene her. Dolly de Leon (Rita) stammt von den Philippinen und fügte sich wunderbar ein. Theater als Therapie? Auch eine Chance, Schmerz und Verluste zu überwinden, Abstand zu nehmen, eine andere Rolle anzunehmen. Dan alias Keith Kupferer ist kein Mensch, der seine Gefühle nach aussen trägt, und doch fühlen wir, was er fühlt.
«Ghostlight» ist ein Glücksfall von «Familienfilm», er sagt viel über Solidarität im kleinen Kreis und Befreiung im Grossen aus.»
★★★★★ Rolf Breiner, Textatur
«Wie das Theater braucht auch das Kino keinen Realismus, um authentische Gefühle herzustellen und auf das Publikum zu übertragen. Dazu reichen überzeugende Schauspieler:innen, die im besten Fall Shakespeare aufführen. Der Zweck des antiken Theaters war die Katharsis: die Verarbeitung oder «Reinigung» von echten Gefühlen durch das Erleben von falschen. Kino und Theater, Wahrheit und Spiel, echte und falsche Tränen: Rosen duften, wie Julia zu Romeo sagt, unter jedem Namen genauso süss.»
Dominic Schmid, WOZ
«Wie kann man aus Romeo und Julia einen perfekten Feel-Good-Movie machen? Kelly O'Sullivan und Alex Thompson ist das mit feiner Handschrift – in Worten und Gesten – gelungen. Fast auf Zehenspitzen schafft es Ghostlight, die Tragödie, die zunächst von einer Arbeiterfamilie gehemmt wird, die nicht in der Lage ist, ein Trauern zu verarbeiten, langsam hervorzuheben – eine Tragödie, die dann in einer Geschichte von psychologischer Emanzipation und Widerstandskraft überwunden wird. Die Wahl des Schauspielers Keith Kupferer als Protagonist ist eine glückliche, denn sein imposanter Körper kann perfekt die psychologische Blockade ausdrücken, die das Theater später heilen wird. Mit ihm erleben wir eine therapeutische Entwicklung von grossem schauspielerischen Können, begleitet von Nebenfiguren, die alles andere als zweitrangig sind. Die Normalität der Charakteren und die nie übertriebenen Töne machen die Geschichte realistisch und glaubwürdig und verdeutlichen so die allmähliche Annäherung an den Shakespeare-Text, dessen Universalität wir von innen heraus, durch die Erlebnisse, wiederentdecken. Unmöglich, bei Ghostlight, nicht zu weinen – Romeo ist tot. Aber die Tränen auf der Leinwand und im Kinotheater gelten vor allem Julia, weil sie die Kraft gefunden hat, aufzustehen und Romeo nicht in den Tod zu folgen. Es sind befreiende Tränen, und sie machen uns feel good.»
Giuseppe Di Salvatore, Filmexplorer
«Dem Regie- und Drehbuchpaar – und der Filmfamilie, die von einer realen Familie verkörpert wird – glückt eine eigentliche Meisterleistung, die Geschichte einer Selbstbefreiung sämtlicher Involvierten dergestalt zu erzählen, dass sie nicht in die bereitstehende Kitschfalle tritt, sondern bis zuletzt eine fein austarierte Beobachtung emotionaler Bemühungen und Veränderungen bleibt.»
Thierry Frochaux, P.S. Zeitung
«‘Reverse Engineering’ nennt man das Analysieren und Nachbauen von Algorithmen. Schauspielerin und Regisseurin Kelly O’Sullivan hat genau das mit Shakespeare versucht. Das Resultat ist Ghostlight, der kühne, im Resultat rührende, Versuch, ‘Romeo & Julia’ auf relevante Weise im Leben einer realen Familie zu verankern.
Dan ist Strassenbauarbeiter in Waukegan, Illinois. Seit dem Tod ihres Sohnes kämpfen er und seine Frau Sharon nicht nur mit ihrer Trauer, sondern auch mit den disziplinarischen Problemen ihrer Tochter Daisy. Eher zufällig gerät der verschlossene Dan an eine Amateurtheatertruppe, welche Shakespeares ‘Romeo & Juliet’ einstudiert. Und noch zufälliger geht schliesslich ausgerechnet die Rolle des Romeo an ihn, weil die Julia-Darstellerin Rita (Dolly De Leon) wie er schon im fortgeschrittenen Alter ist.Natürlich gibt es keine Zufälle in Spielfilmen. Kelly O’Sullivan hat hier sorgfältig die Fäden ihres Drehbuches um unzählige Momente gewunden und den Film auch gleich zusammen mit ihrem Lebenspartner Alex Thompson inszeniert. Keith Kupferer, der Darsteller des Dan, und seine Frau Tara Mallen, welche Dans Frau Sharon spielt, sind auch im wahren Leben die Eltern ihrer Filmtochter Daisy (Katherine Mallen Kupferer).
Das Wunder dieses Films liegt darin, dass er überraschend gut funktioniert. Und das wiederum hat viel damit zu tun, dass O’Sullivan und Thompson nicht nur auf filmischen Realismus setzen, auf ‘working class psychology’ und ‘kitchen sink realism’, sondern mit eben so viel Verve und Begeisterung auf die Mythen und Attraktionen des Theaters und der Bühne.»
Michael Sennhauser, sennhausersfilmblog.ch
«Der sehr realistische, bodenständige Ton wird nach und nach von der Anmut dieses magischen Stücks aus einer anderen Welt und Zeit durchdrungen. Und wie jedes Erwachen einer Seele durch die Entdeckung der Kultur ist das schön anzusehen, zumal die klassische Tragödie in Dans Fall Parallelen zu seinem eigenen Leben aufweist und eine kathartische Wirkung entfaltet. Würde Hollywood noch solche Filme produzieren, wäre dieses Regiegespann zweifellos schon dort. Aber allein schon wegen der freugien Feststellung, dass es in den USA noch normale Menschen gibt, und wegen dem Feingefühl, mit dem die alles erzählt wird, ist Ghostlight eine Entdeckung.»
Norbert Creutz, Cinefile
«Haben wir nicht alle schon Theateraufführungen erlebt, die unter die Haut gingen, weil sie von uns gehandelt haben: von unseren Sorgen, Ängsten, Verzweiflungen, Hoffnungen? Bei den Griechen sprach man von der Katharsis, der Reinigung, die ein Theater leisten kann. Auch das gilt auch für «Ghostlight».
Wie das Künstlerpaar Kelly O’Sullivan & Alex Thompson mit der Geschichte aus dem 16. Jahrhundert in England und der Geschichte im heutigen Chicago, Illinois, umgehen, darf als sensationell bezeichnet werden: Sie erschaffen aus den zwei eigenständigen Werken ein drittes, neues, originelles.»
Hanspeter Stalder, der-andere-film.ch
«Oft verzweifelt man am zeitgenössischen amerikanischen Kino, das allzu formatiert erscheint. Und dann kommt ein Film wie Ghostlight – inszeniert von zwei weitgehend unbekannten Regisseur:innen, Kelly O’Sullivan und Alex Thompson, ohne Stars im Abspann – und entpuppt sich als wahre Überraschung. Es ist umso bemerkenswerter, da der Film ein altbekanntes Thema behandelt: die heilende Kraft der Kunst, insbesondere des Theaters – ein Motiv, das bereits unzählige Male in Fiktionen und Dokumentationen aufgegriffen wurde. Doch hier wird es mit einer seltenen Intelligenz und Sensibilität verhandelt, die einem oft strapazierten Diskurs neue Tiefe verleiht.
Vor allem richtet Ghostlight den Blick auf die leisen, aber tiefgreifenden Folgen toxischer Männlichkeit. Dan, wie viele Männer seiner Generation, ist gefangen in einem dumpfen, ihn zermürbenden Zorn: Er ist unfähig, seine Gefühle zu erkennen oder auszudrücken. Doch genau darin liegt der Schlüssel zur Heilung: Emotionen zuzulassen ist der erste notwendige Schritt, um jenes Trauma zu verarbeiten, das die Familie zu überleben versucht – mehr noch als das laufende Gerichtsverfahren, das Schuldzuweisungen sucht, obwohl letztlich alle Beteiligten Verantwortung tragen.
All das wird mit grosser Feinfühligkeit vermittelt, mehr angedeutet als ausgesprochen. Und auch wenn die Versöhnung am Ende durch Vergebung geschieht, bleibt das Happy End verhalten. Es verweist auf die stille Symbolik des Titels, der erst im Abspann erscheint: „Ghostlight“ bezeichnet die Sicherheitslampe, die nachts die Bühne beleuchtet – ein Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit.»
Mathieu Loewer, Le Courrier
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Ghostlight – Eine bittersüsse Familienchronik, die man nicht verpassen sollte
Ein Film mit unbekannten, aber grossartigen Schauspieler:innen – eine echte Familie spielt eine Familie –, inszeniert von einem Paar, das auch im echten Leben zusammen ist. Jede Figur, ob in einer grossen oder kleinen Rolle, ist präzise und liebevoll gezeichnet: witzig, berührend, durch und durch menschlich („Ich bin die einzige Zicke in der Truppe“, sagt Rita). Ghostlight verzichtet auf dramatische Effekthascherei und lässt seinen Figuren Raum zu atmen – zu leben, zu lachen, zu leiden. Wer bei diesem Film über die Unmöglichkeit des Trauerns weder weint noch lacht, sollte besser weiterziehen – ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Menschen überhaupt kennenlernen möchte.»
Jean-Baptiste Morain, Les Inrockuptibles
«Dieser Spielfilm nimmt sich die Zeit, all jene ins Auge zu fassen, die das amerikanische Kino sonst übersieht – jene, die aus einem zerbrochenen, verfälschten Traum gefallen sind. Die natürliche Empathie der beiden Regisseurinnen – niemals mitleidheischend, sondern immer auf Augenhöhe mit dem ramponierten Stolz ihrer Held:innen – spiegelt sich in einer Inszenierung, die Ellipsen gekonnt nutzt und so verhindert, dass diese „alltägliche“ Tragödie im Kitsch versinkt.»
Xavier Leherpeur, La Septième Obsession
«Alle Schauspieler sind echte Profis, die es mühelos schaffen, dem Publikum vorzugaukeln, sie seien Amateure in einer kleinen Theatertruppe, obwohl sie aussergewöhnlich talentiert sind. Besonders hervorzuheben ist die grossartige Schauspielerin Dolly de Leon, die zunächst mit Lav Diaz arbeitete und später eine bedeutende Rolle in Triangle of Sadness von Ruben Östlund, dem Gewinner der Goldenen Palme 2022, spielte. Seitdem ist sie regelmässig in US-Filmen zu sehen, zuletzt in Between the Temples von Nathan Silver und Jackpot! von Paul Feig. Und dann gibt es die Schauspieler, die die Mitglieder der Familie Mallen-Kupferer verkörpern. Im wahren Leben ist Tara Mallen die Ehefrau von Keith Kupferer, und Katherine Mallen Kupferer ihre Tochter. Keith Kupferer liefert eine unglaublich emotionale und authentische Darstellung eines traurigen Arbeiters, der das Glück wiederentdeckt, als er zufällig die Kunst des Theaters entdeckt. Berührend und wunderschön – ein grossartiger Film, den man unbedingt gesehen haben sollte: Danach fühlt man sich einfach besser.»
Jean-Max Méjean, Il était une fois le cinéma
Mit Keith Kupferer, Katherine Mallen Kupferer, Tara Mallen, Dolly De Leon
Drehbuch Kelly O'Sullivan Kamera Luke Dyra Schnitt Mike S. Smith Produktion Little Engine & Runawaway Train