Sister distribution
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TARDES DE SOLEDAD

Ein Film von Albert Serra
Spanien, Frankreich, Portugal - 2024 - 125'
SUISA 1022.052
Kinostart: 28.08.2025

Albert Serras Portrait des Star-Toreros Andrés Roca Rey blickt in berauschenden Bildern auf die alte wie umstrittene Tradition des Stierkampfes und findet Schönheit in der Brutalität, Brutalität in der Schönheit. Serras Kameras begleiten Rey, einen Jüngling mit Engelsgesicht, beim rituellen Ankleiden, bei Autofahrten vor und nach seinen ‚Auftritten‘ und natürlich im Moment der Konfrontation mit dem Stier, wo Tanz und Archaik verschmelzen - in Aufnahmen, die weder verklären noch verteufeln, die uns Zuschauenden zeigen, statt zu werten.

«Ein fast halluzinatorisches Filmkunstwerk»
Philipp Stadelmaier, Süddeutsche Zeitung

«Ein monumentaler, kostbarer, präziser, brutaler, herzzerreissender, tragischer, schöner und in jeder Hinsicht einzigartiger Film.»
Luis Martínez, El Mundo

«Tardes de soledad ist eine Schule der Ambivalenz. Man sieht die Lächerlichkeit und die Würde, das Grauen und die Schönheit. [...]
In einer längeren Sequenz zeigt Serra, wie Rey in einem Hotelzimmer mit dem charakteristischen "Traje de luces" ("Lichteranzug") angekleidet wird. Seide und glänzende Perlen werden angelegt, alles hauteng, so dass keine Falten den Eindruck vom Vollkommenheit stören. Das Geschlecht zeichnet sich unter dem weissen Unterhose ab. Ein Helfer hebt Rey an, zieht an den Hosen und am Jackett.
Das erotische aufgeladene Fetischbild verrät viel über Serras ästhetischen Zugang, es wird erstaunlicherweise zugleich aber auch den analogen Mechanismen des Stierkampfs und des Kinos gerecht: Beide lieben die Illusion und bezeichnen sie als Wahrheit. Selten lag alles Widersprüchliche so nah beieinander wie in diesem Film. Aber diese Nähe leuchtet einem ein in Tardes de soledad
Patrick Holzapfel, NZZ

« Sinnlos, barbarisch, von hypnotischer Schönheit
Die für Serra durchaus typische Gratwanderung zwischen intellektuell-ästhetischer Überwältigung und produktiver Langeweile führt hier sogar zu einer Entglorifizierung [der Corrida] – nicht obschon, sondern gerade weil der Film die Faszination, die von solch hochritualisierter und hochästhetisierter Gewalt ausgeht, nicht leugnet.
Nicht ohne Stolz zitierte Serra im Filmgespräch nach der Vorstellung in Nyon im April einen Zuschauer, der ihm attestiert habe, filmisch bis zu dem vorgedrungen zu sein, was Jacques Lacan "das Reale" nennt – also in etwa das, was von der Wirklichkeit übrig bleibt, nachdem alles von dieser abgezogen wird, was sprachlich beschreibbar oder bildlich vorstellbar ist. Es wäre eine Art Delirium aus Traurigkeit, Blut und Tod, mit einem Augenpaar im Zentrum. Und in diesem gespiegelt: wir selbst.»
Dominic Schmid, WOZ

«Die Moral, der Serra beim Filmen der Corrida folgt, ist folglich keine Moral der Welt oder der Gesellschaft, sondern eine Moral der Blicke und Bilder des Kinos.»
Philipp Stadelmaier, Tages-Anzeiger

«Kennen Sie diese Kippbilder, bei denen man entweder eine Ente sieht, oder einen Hasen? Albert Serra nutzt das Prinzip für seinen Dokumentarfilm über den Stierkampf. Wer fasziniert ist von dem blutigen Ritual, kommt auf ihre oder seine Kosten. Wer überzeugt ist von der Sinnlosigkeit und dem Unrecht der Tierquälerei, sieht sich durchgehend bestätigt. [...]
Wer will, bekommt mit diesem Film die Bilder und die Vorstellungsmöglichkeiten, um sich zu positionieren im Hinblick auf das Ritual, das Menschenbild und die Ideale, welche der Stierkampf portiert. Das geht nicht ohne Schmerzen, Idealisierung oder gar Abscheu.

Aber: Als Dokumentarfilm ist Tardes de soledad ein Solitär, ein unkommentiertes, direktes Meisterwerk.»
Michael Sennhauser, sennhausersfilmblog

«Das schockierende Tierleid, die omnipräsente Möglichkeit, dass der menschliche Protagonist jeden Moment von einem Horn durchbohrt werden könnte – das alles wird vor lauter Wiederholung nach und nach zum fast schon banalen Ritual.
Das lässt sich als Kommentar auf spanische Traditionshörigkeit lesen, oder als Metapher auf das gesellschaftliche Ignorieren von Gräueltaten. Vielleicht ist es gerade diese bewusste Widersprüchlichkeit, die Tardes de soledad zu einem derart eindringlichen Porträt eines zu Recht kontroversen Kulturguts macht – und der Performance von «traditioneller Männlichkeit», die damit einhergeht.
Entsprechend fasst wohl nichts die tiefe Faszination dieses Films besser zusammen als der Kontrast zwischen dem Macho-Gehabe der Toreros und der grossartigen Szene, in der Roca Rey für den Kampf hergerichtet wird: für einmal ganz feminin, im hauchdünnen Bodystocking und mit Kruzifix-Perlenkette um den Hals, in den Armen eines Kollegen, der ihn behutsam in sein Outfit hebt. Wie konstruiert diese sogenannten Traditionen doch sind.»
Alan Mattli, Filmbulletin

« Ein aussergewöhnlicher, hypnotischer und ambivalenter Dokumentarfilm über den Stierkampf und den Tod
TARDES DE SOLEDAD ist ein verstörender Film, der das brutale Ritual des Stierkampfs mit allen technischen Mitteln ästhetisiert – und zugleich in einer Unmittelbarkeit zeigt, wie man sie so wohl noch nie gesehen hat. Dabei bleibt Serra – wie bei all seinen früheren Arbeiten – nicht beim Thema selbst stehen. Ihn interessiert, wie er immer wieder betont, allein die Suche nach nie gesehenen Bildern. Und so ist sein Film, ganz im Sinne des Titels, auch eine stille Studie über die Einsamkeit seines Protagonisten.»
Geri Krebs, arttv

«[Der Film] fasziniert und schockiert zugleich, ist schön und brutal, moralisiert aber in keiner Weise und bleibt auf Distanz. Die Toreros mögen für den Moment triumphieren, doch das Leiden der Opfer, der Stiere, brennen sich ebenso ein. Ein kompromissloser Beitrag zum kontroversen Ritual des Stierkampfes. Kulturgut oder Quälerei? Der Katalane Albert Serra nimmt sich Zeit, verweilt bei den Akteuren wie den Tieren – ruhig, geduldig, verständnisvoll.»

★★★★ Rolf Breiner, textatur

«Albert Serra seziert das umstrittene Spektakel in einer radikal formstrengen Inszenierung.»
Andreas Scheiner, NZZ

«Die nahtlose Endlosaneinanderreihung dieser mitunter lachhaft wirkenden Inszenierung einer todernsten Möchtegern-Männlichkeitsarchaik entwickelt in ihrer Wiederholung einerseits eine Infragestellung irgendeiner Sinnhaftigkeit dieses Betriebs (mutmasslich mehr Business als Folklore) und läuft andererseits in ihrer ritualisierten Struktur letztlich einer Heroisierung des Toreros regelrecht entgegen.»
Thierry Frochaux, P.S. Zeitung

«Eine zweistündige immersive Dokumentation, die den Heroismus des Stierkämpfers und seine präzise Choreografie aus nächster Nähe ebenso einfängt wie die Brutalität des tödlichen Duells und das tragische Leid des Tieres.»
Thomas Abeltshauser, taz

«Tardes de Soledad zeigt den Stierkampf, bevor er zu Musik, Poesie oder Tanz wurde (da er oft mit diesen Künsten verglichen wird): den in seine Einzelbestandteile zerlegten, entpoetisierten, ganz rohen Stierkampf.»
Marcos Uzal, Les Cahiers du Cinéma

«Tardes de Soledad ist eine sinnliche und somatische Extremerfahrung, wie sie im Kino mittlerweile sehr selten geworden ist. Es ist Filmemachen nach der Logik: „high stakes, high rewards“. Ein Kino, das ins volle Risiko geht.»
Nino Klingler, critic.de

«Schon jetzt einer der Filme des Jahres»
Hannah Pilarczyk, Der Spiegel

«Tardes de soledad schwankt zwischen der Frontalität der Realität und formaler Raffinesse und ist bereit, das Unvorhersehbare, das Abscheuliche und das Erhabene - alles, worum es im Leben geht - in einem Atemzug zu umarmen.»
Julien Bécourt, Mouvement

«Serra ist es gelungen, das unbehagliche Thema des Stierkampfes in einer Weise zu beleuchten, die es nicht romantisiert, aber auch nicht verurteilt. Seine Dokumentation ist eine künstlerische Meisterleistung, die den Zuschauer vor die Frage stellt: Wie weit reicht unsere Bereitschaft, Gewalt als Kunstform zu akzeptieren?»
Melike Yağız-Baxant, Uncut

«Albert Serra zeigt in Tardes de soledad den schillernden Pomp und die verheerende Brutalität des Stierkampfs. Im Fokus steht der peruanische Star-Matador Andrés Roca Rey. In ruhigen, poetischen Einstellungen beleuchtet der Film die fortbestehende Verbindung von Mensch und Tier in einem alten Ritual, das auch heute noch fasziniert und verstört. Seine eindringliche Intensität macht ihn zu einem Muss für alle, die sich für die Fähigkeit des Dokumentarfilms interessieren, die Extreme der realen Welt zu erfassen und uns zum Nachdenken zu bringen.»
Retrospektive im Metropolis Kino, Hamburg 2024

Mit Andrés Roca Rey
Kamera Artur Tort Pujol Schnitt Albert Serra, Artur Tort Pujol Musik Marc Verdaguer, Ferran Font Ton Jordi Ribas Suris Produktion Tardes de Soledad AIE, Andergraun Films, LaCima Producciones, LaCima Entertainment